Wenn es zwei schwierige Monate im AuPair-Jahr gibt, dann sind dies mit Sicherheit der Januar und sein Bruder Februar. In diesen beiden Monaten sind die meisten Schwierigkeiten und Misstöne zwischen Gastfamilien und Aupairs zu verzeichnen. In diesen beiden Monaten schaffen es viele Gastfamilien nicht, Probleme, die sich in der vergangenen Zeit eingeschlichen haben, zu ignorieren. In diesen beiden Monaten haben viele AuPairs das Gefühl, dass sie womöglich bei einer anderen Gastfamilie ein einfacheres Leben hätten. Es ist die Zeit der Kündigungen.
Welche Gründe das hat und warum Sie als Gastfamilie versuchen sollten den Januar und den Februar einfach so gut es geht zu überleben und auf bessere Zeiten zu warten, das erklären wir Ihnen im Folgenden.
Es gibt zwei Hauptgründe, warum der Januar und der Februar ein schwieriges Monatspaar sind:
Der erste Grund ist unser Klima in Deutschland. Es ist jetzt kalt, feucht und dunkel. Die meisten AuPairs haben damit ein großes bis sehr großes Problem. Viele von Ihnen kommen aus südlicheren Gefilden und sind nicht an die wechselnden Jahreszeiten gewöhnt. Sie sind nicht an Temperaturen gewöhnt, die im Kühl- und Eisschrank ihrer Mama vorherrschen. Sie verstehen nicht, dass es Tage oder sogar Wochen gibt, an denen die Sonne nicht zu sehen ist. Sie sind durch den Lichtmangel müde, durch die Kälte bewegungseingeschränkt und haben nur eines im Sinn: Energie sparen und sich so wenig wie möglich bewegen. Speziell die dunkelhäutigen AuPairs leiden unter einem Vitamin-D-Mangel, der sie ebenfalls müde und melancholisch macht.
Der zweite Grund ist (vor allem im Januar) die gerade überstandene fröhliche Weihnachtszeit. Diese so besinnliche Zeit bedeutet für die meisten Aupairs eher Stress. Es stehen Familientreffen an. Der Gastvater hat frei und ist an Tagen zu Hause, an denen er sonst bei der Arbeit wäre. Auch die berufstätige Gastmutter hat jetzt Urlaub. Beide sind also zu Hause, alles läuft irgendwie anders. Das Aupair hat keine klare Struktur. Weder ist sein Arbeitsplan so wie sonst, noch weiß es wie es sich in den Feiertagen zu verhalten hat. Die Gasteltern möchten gerne das AuPair zu Oma und Oma mitnehmen und zu Tante Fried, die man nur einmal im Jahr sieht. Es wird viel gegessen und getrunken. Und nach dem ganzen besinnlichen Gelage kommen die so unerwartet ruhigen Tage bis Silvester. Die Aupairs werden mit diesen Ausnahmesituationen überfordert. Sie machen Fehler, ziehen sich zurück und warten darauf, dass alles wieder normal wird. Und genau diese passive, abwartende Haltung wird ihnen dann womöglich zum Verhängnis. Denn die Gasteltern haben ja jetzt ausreichend Zeit um die Performance des Aupairs zu begutachten. Und Passivität kommt gar nicht gut bei ihnen an.
Was also tun?
Im ersten Fall: Schicken Sie Ihr AuPair so oft wie möglich mit dem Hund Gassi. Sie haben keinen Hund? Dann mit dem Kinderwagen. Sie haben keinen Kinderwagen? Dann mit den Kids auf den Spielplatz. Ziel ist, dass das AuPair regelmäßig (jeden Tag!) genug Tageslicht tankt. Sowohl das Licht als auch der Sauerstoff helfen dem AuPair wieder zu einer positiven Stimmung. Darüber hinaus geben Sie ihrem AuPair Vitamin D und Orangen.
Im zweiten Fall: Versetzen Sie sich in Ihr AuPair. Ich kann Ihnen versichern, sie wären bei einer großen Feier auf Papua Neuguinea, die über Tage geht, auch total überfordert. Das AuPair will sie mit ihrer Zurückhaltung nicht beleidigen, es weiß es nur nicht besser. Kontrollieren Sie das AuPair weniger als in anderen Monaten, denn es wird womöglich Ihre Kritik viel schlechter vertragen als sonst. Und damit ist niemandem geholfen.
Ergo: Ja, der Januar und der Februar haben es in sich. Halten Sie durch, üben Sie sich in Empathie, schicken Sie das AuPair an die frische Luft und freuen Sie sich mit ihm gemeinsam auf den Frühling.
Von Lene Borgers (FAIR PAIR – Die AuPair Agentur) , aktives Mitglied der Au-Pair Society e.V.